Jenseits ist Fülle,
diesseits ist Fülle
Aus Fülle kommt Fülle hervor.
Nimmt man die Fülle aus der Fülle,
so bleibt nichts als Fülle.
Wir (hier bei uns in unserem Lebensraum) leben heute in einer übervollen Welt: so viele Möglichkeiten, noch mehr Angebote, alles ist da. Wir haben ständig die Auswahl und unser Kühlschrank ist nie leer. Können wählen zwischen Studium oder Ausbildung oder doch beidem.
Manchmal ist es da gut, das Angebot selbstverantwortlich zu verknappen.
Wir haben uns zum Beispiel vor gut zwei Jahren entschieden, unser Auto abzuschaffen. Das hatte ökologische wie auch finanzielle Gründe: unsere alte, geliebte Kiki, ein Volvo V70, mit dem wir viel erlebt haben, hat uns immer treu zur Seite gestanden. Aber nun häuften sich die Reparaturen, der TÜV stand an und wir hatten gerade ein Haus gekauft. Außerdem: wie können wir uns um den Klimawandel sorgen und selbst fast täglich dazu beitragen, indem wir klimaschädliche Abgase in die Luft rotzen?
Also haben wir unsere Kiki weggegeben – gespendet, das geht.
Und sind seitdem zu 99% mit den Rädern unterwegs, nur noch sehr vereinzelte Wege unternehmen wir mit Carsharing-Autos.
Wir haben nichts verloren. Wir verzichten auf nichts.
Nein, wir haben etwas dazu gewonnen: Freiheit. Zeit, Verbundenheit. Fülle.
Was für ein Geschenk, wieder die Jahreszeiten zu spüren, jeden Tag auf dem Rad (und nein, wir wohnen nicht innerstädtisch, der Weg zur Arbeit ist für meinen Mann pro Tour etwa 12 km – täglich. Ohne Pedelec!).
Ich kann anhalten, mir Hagebutten vom Strauch pflücken und sie direkt verkosten. Ich freue mich über die Sonnenblumenfelder, durch die ich radele und schaue den Falken nach, die aus den Reben auffliegen. Ich halte kurz, sammele eine Handvoll wertvolle Walnüsse, die der Wind gerade vom Baum geschüttelt hat. Und ja, auch das gibt es: klitschnass nach Hause kommen. Dann freu ich mich, dass ich ein Zuhause habe und einen warmen Ofen.
Ich empfinde diesen „Verzicht“ als Gewinn. Mein Leben wird voller dadurch, reicher. Auch an Begegnungen mit Menschen – ich bestelle Olivenöl bei einer Bekannten, sie bringt mir die 5l-Kanister vorbei, weil sie eh quasi an meinem Haus vorbeifährt. Zeit zum Schnacken. Wie schön. Eine Freundin nimmt mich und meinen Grünschnitt mit zur Deponie, wir helfen einander beim Ausladen. Und hinterher bleibt Zeit zum Bummel im Städtle. Gemeinsam. Wir lachen.
Die Welt ist etwas kleiner geworden, durch die fehlende Möglichkeit, jederzeit ins Auto vor der Tür zu steigen. Längere Fahrten planen wir im Voraus und freuen uns schon Tage vorher auf die Freunde, die wir besuchen. Weil der Aufwand, sich dieses Auto zu besorgen, ein Geschenk an unsere Freundschaft ist.
Verzicht bringt Fülle hervor. Für mich ist das deutlich spürbar jeden Tag.
Vielleicht magst Du dich heute fragen:
- Wann entsteht Fülle?
- Was bedeutet sie für Dich?
- Wann bist Du er-füllt oder was er-füllt Dich?
- Was ist das Gegenteil von Fülle? Leere? Oder Mangel?
- Wo in Deinem Leben nimmst du Fülle wahr?
Foto: congerdesign-Pixabay
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